Leitung: Dr. Marco Agnetta
Sprache – zumal die geäußerte – ist Rhythmus. Diese auf der Grundlage von philologischen, musikwissenschaftlichen und nicht zuletzt sprachphilosophischen Erkenntnissen aufgestellte Gleichung bleibt gerade auch für die Translationswissenschaft nicht ohne weitreichende Konsequenzen. Wo Rhythmus in Ausgangstexten bewusst als rhetorisches, form- und sinnstiftendes Ausdrucksmittel eingesetzt wird, dort stellt sich für Übersetzer und Bewerter übersetzerischer Leistungen die Frage nach einer in der Zielsprache angemessenen Wiedergabe. Ein herausragendes Beispiel bildet das Pathos, eine rhetorische Größe, die in der Verbindung von Text, Choreographie und Musik potenziert wird. Wie kommen Emotionen in den unterschiedlichen Sprachen und Kulturen zum Ausdruck? Und welche Rolle spielt dabei der Rhythmus als musikalische Grundgröße?
Weiterführend erscheinen diese Fragestellungen auch in Bezug auf die Übersetzung von Texten, bei deren Übertragung die Erhaltung des ausgangssprachlichen Rhythmus weitgehend gefordert wird, so zum Beispiel bei bestimmten lyrischen Texten und auch bei sämtlichen Sprachformen, die mit Musik eine künstlerische Einheit bilden (Opern, Lieder, Oratorien, Kantaten etc.). Die Tatsache, dass hier der zielsprachliche Rhythmus bereits vor der Übersetzungsprozedur prädeterminiert ist, stellt den Übersetzer solcher Textgattungen vor besondere Probleme, deren Lösung u.a. nur mit klugem hermeneutischen Vorgehen und kreativem Sprachspiel gelingt.
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